Deine aktuelle Situation kann beschrieben werden als "Die Wiederkehr (die Wendezeit)" und transformiert sich in "Das Durchbeißen".
Vor Dir liegt "die Erde" - dieses Element transformiert sich in "das Feuer". Das bedeutet, dass Empfänglichkeit, Pflege und Erhaltung umgewandelt wird in Licht und Wärme, Hingabe und Leidenschaft. Hinter Dir liegt "der Donner", dieses Element repräsentiert Zeugung, Wachstum und Bewegung.
Die Situation
24. Fu - Die Wiederkehr (die Wendezeit) Oben (vorne): Kun - das Empfangende (die Erde) Unten (hinten): Dschen - das Erregende (der Donner)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Die Wendezeit wird dadurch angedeutet, daß, nachdem die dunklen Linien die lichten alle nach oben hinausgedrängt haben, nun wieder ein lichter Strich von unten her in das Zeichen eintritt. Die Zeit des Dunkels ist vorüber. Die Sonnenwende bringt den Sieg des Lichts. Das Zeichen ist dem elften Monat, dem Monat der Sonnenwende (Dezember-Januar) zugeordnet
Das Urteil für die aktuelle Situation
Die Wiederkehr. Gelingen. Ausgang und Eingang ohne Fehl. Freunde kommen ohne Makel. Hin und her geht der Weg. Am siebten Tage kommt die Wiederkehr. Fördernd ist es, zu haben, wohin man geht.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Nach einer Zeit des Zerfalls kommt die Wendezeit. Das starke Licht, das zuvor vertrieben war, tritt wieder ein. Es gibt Bewegung. Diese Bewegung ist aber nicht erzwungen. Das obere Zeichen Kun hat als Charakter die Hingebung. Es ist also eine natürliche Bewegung, die sich von selbst ergibt. Darum ist die Umgestaltung des Alten auch ganz leicht. Altes wird abgeschafft, Neues wird eingeführt, beides entspricht der Zeit und bringt daher keinen Schaden. Vereinigungen von Gleichgesinnten bilden sich. Aber dieser Zusammenschluß vollzieht sich in voller Öffentlichkeit, er entspricht der Zeit, und darum ist jedes egoistische Sonderbestreben ausgeschlossen, und aus diesen Vereinigungen ergibt sich kein Fehler. Die Wiederkehr ist im Naturlauf begründet. Die Bewegung ist kreisförmig. Der Weg ist in sich geschlossen. Darum braucht man nichts künstlich zu überstürzen. Es kommt alles von selber, wie es an der Zeit ist. Das ist der Sinn von Himmel und Erde.
Alle Bewegungen vollziehen sich in sechs Stufen. Die siebente Stufe bringt dann die Wiederkehr. So kommt im siebenten Monat nach der Sommersonnenwende, von der an das Jahr abwärts geht, die Wintersonnenwende, ebenso kommt in der siebenten Doppelstunde nach Sonnenuntergang der Sonnenaufgang. Darum ist die Sieben die Zahl des jungen Lichts, die dadurch entsteht, daß die Sechs, die Zahl des großen Dunkels, sich um eins steigert. Damit kommt Bewegung in den Stillstand.
Das Bild der aktuellen Situation
Der Donner inmitten der Erde: das Bild der Wendezeit. So schlossen die alten Könige zur Sonnwendzeit die Pässe. Händler und Fremdlinge wanderten nicht, und der Herrscher bereiste nicht die Gegenden.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Die Wintersonnenwende wurde in China von jeher als die Ruhezeit des Jahres gefeiert - ein Brauch, der sich in der Neujahrsruhezeit noch immer erhalten hat. Im Winter ist die Lebenskraft - symbolisiert durch das Erregende, den Donner - noch unter der Erde. Die Bewegung ist in ihren ersten Anfängen. Darum muß man sie durch Ruhe kräftigen, damit sie nicht durch vorzeitigen Verbrauch sich verläuft. Dieser Grundsatz, die wieder einsetzende Kraft durch Ruhe erstarken zu lassen, gilt von allen entsprechenden Verhältnissen. Die wiederkehrende Gesundheit nach einer Krankheit, die wiederkehrende Verständigung nach einer Entzweiung: alles muß im ersten Anfang zart und schonend behandelt werden, damit die Wiederkehr zur Blüte führt.
Interpretation der veränderlichen Linien
Line 4: In der Mitte der andern wandelnd, kehrt man allein wieder.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Man ist mitten in einer Gesellschaft von geringen Menschen, aber man hat innere Beziehungen zu einem starken und guten Freund. Infolge davon kehrt man allein um. Obwohl von Lohn und Strafe nicht die Rede ist, so ist es doch sicher günstig; denn ein solcher Entschluß zum Guten trägt seinen Lohn in sich.
Line 6: Verfehlung der Wiederkehr. Unheil. Unglück von außen und innen. Wenn man so Heere marschieren läßt, wird man schließlich eine große Niederlage erleiden, so daß es für den Landesherrn unheilvoll ist. Zehn Jahre lang ist man nicht mehr imstande anzugreifen.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Wenn man die rechte Zeit zur Umkehr versäumt, so kommt man ins Unheil. Das Unglück ist innerlich begründet durch die falsche Stellung zum Weltzusammenhang. Äußeres Unglück ist die Folge dieser falschen Stellung. Es ist die Verstockung und ihr Gericht, das gezeichnet wird.
Die Zukunft
21. Schi Ho - Das Durchbeißen Oben (vorne): Li - das Haftende (das Feuer) Unten (hinten): Dschen - das Erregende (der Donner)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Zeichen stellt einen geöffneten Mund dar (vgl. Nr. 27, I), zwischen dessen Zähnen ein Hindernis ist (an vierter Stelle). Infolge davon lassen sich die Lippen nicht vereinigen. Um eine Vereinigung herbeizuführen, bedarf es des energischen Durchbeißens des Hindernisses. Das Zeichen besteht ferner aus den Zeichen für Donner und Blitz, um anzudeuten, wie Hindernisse in der Natur gewaltsam beseitigt werden. Das energische Durchbeißen überwindet das Hindernis der Vereinigung im Mund. Das Gewitter mit Donner und Blitz überwindet die störende Spannung in der Natur. Prozeß und Strafe überwinden die Störungen des harmonischen Zusammenlebens durch Verbrecher und Verleumder. Im Unterschied zu dem Zeichen Nr. 6, der Streit, wo es sich um Zivilprozesse handelt, ist hier der Strafprozeß behandelt.
Das Urteil für die Zukunft
Das Durchbeißen hat Gelingen. Fördernd ist es, Gericht walten zu lassen.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Wenn ein Hindernis der Vereinigung entgegensteht, so schafft energisches Durchbeißen Erfolg. Das gilt in allen Verhältnissen. Immer wird die Einheit, wo sie nicht zustande kommt, durch einen Zwischenträger und Verräter, durch einen Hindernden und Hemmenden aufgehalten. Da muß man energisch durchgreifen, damit kein dauernder Schade entsteht. Solche bewußten Hinderungen verschwinden nicht von selbst. Gericht und Strafe sind nötig zur Abschreckung bzw. Beseitigung.
Aber es gilt dabei in der rechten Weise vorzugehen. Das Zeichen ist aus Li, Klarheit, und Dschen, Erregung, zusammengesetzt. Li ist weich, Dschen ist hart. Bloße Härte und Erregung wäre zu heftig im Strafen. Bloße Klarheit und Weichheit wäre zu schwach. Beides vereint schafft das rechte Maß. Wichtig ist, daß der entscheidende Mann, der durch den fünften Strich repräsentiert ist, seiner Natur nach milde ist, während er durch seine Stellung ehrfurchtgebietend wirkt.
Das Bild der Zukunft
Donner und Blitz: das Bild des Durchbeißens. So festigten die früheren Könige die Gesetze durch klarbestimmte Strafen.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Die Strafen sind die einzelnen Anwendungen der Gesetze. Die Gesetze enthalten die Aufzeichnung der Strafen. Klarheit herrscht, wenn bei der Festsetzung der Strafen leichtere und schwerere je nach den entsprechenden Vergehen klar unterschieden werden. Das wird symbolisiert durch die Klarheit des Blitzes. Die Festigung der Gesetze erfolgt durch die gerechte Anwendung der Strafen. Das wird symbolisiert durch den Schrecken des Donners. Diese Klarheit und Strenge bezweckt, daß die Menschen in Respekt gehalten werden; nicht sind die Strafen um ihrer selbst willen wichtig. Die Hindernisse im Zusammenleben der Menschen werden alle groß durch Unklarheit der Strafbestimmungen und Lässigkeit in ihrer Ausführung. Nur durch Klarheit und bestimmte Raschheit der Strafen werden die Gesetze gefestigt.