Deine aktuelle Situation kann beschrieben werden als "Der Fortschritt" und transformiert sich in "Die Bedrängnis (die Erschöpfung)".
Vor Dir liegt "das Feuer" - dieses Element transformiert sich in "der See". Das bedeutet, dass Licht und Wärme, Hingabe und Leidenschaft umgewandelt wird in Heiterkeit, Freude und Anziehungskraft. Hinter Dir liegt "die Erde" - dieses Element transformiert sich in "das Wasser". Das bedeutet, dass Empfänglichkeit, Pflege und Erhaltung umgewandelt wird in Gefahr, das Unbekannte, eingestellte Aktivität.
Die Situation
35. Dsin - Der Fortschritt Oben (vorne): Li - das Haftende (das Feuer) Unten (hinten): Kun - das Empfangende (die Erde)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Zeichen Stellt die Sonn dar, die über die Erde emporsteigt; es ist daher das Bild des raschen, leichten Fortschritts, der gleichzeitig immer weitere Ausdehnung und Klarheit bedeutet.
Das Urteil für die aktuelle Situation
Der Fortschritt: Der starke Fürst wird geehrt durch Pferde in großer Menge. An einem Tage wird er dreimal empfangen
Kommentar von Richard Wilhelm:
Als Beispiel wird eine Zeit geschildert, da ein starker Lehnsfürst die übrigen Fürsten um den Großkönig in Gehorsam und Frieden versammelt und vom Großkönig reich beschenkt und in nächste Nähe gezogen wird.
Es liegt darin ein doppelter Gedanke. Die eigentliche Wirkung des Fortschrittes geht von einem Mann in abhängiger Stellung aus, den die andern als ihresgleichen ansehen, weshalb sie ihm willig folgen. Dieser Führer besitzt innere Klarheit genug, um den großen Einfluß, den er hat, nicht zu mißbrauchen, sonder zugunsten des Herrn zu verwenden. Der Herr seinerseits ist frei von jeder Eifersucht, beschenkt den großen Mann reichlich und zieht ihn dauernd in seine Nähe. Ein erleuchteter Herr und ein gehorchender Diener, das sind die Bedingungen großen Fortschritts.
Das Bild der aktuellen Situation
Die Sonne steigt über die Erde empor: das Bild des Fortschritts. So macht der Edle selbst seine klaren Anlagen hell.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Licht der Sonne, das über die Erde aufsteigt, ist von Natur klar, aber je höher die Sonne steigt, desto mehr kommt sie aus den trüben Dünsten heraus und strahlt in um so weiterem Umfang in ihrer ursprünglichen Reinheit. so ist auch das wahre Wesen des Menschen ursprünglich gut, aber es wird getrübt durch den Zusammenhang mit dem Irdischen und bedarf daher der Läuterung, damit es in seiner ihm ursprünglich zukommenden Klarheit leuchten kann* (*Hier ist das Thema, das in der "Höheren Bildung" (Da Hüo) ausführlich behandelt wird.
Interpretation der veränderlichen Linien
Line 2: Fortschreitend, aber in Trauer. Beharrlichkeit bringt Heil Man bekommt dann großes Glück von seiner Ahnfrau.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Der Fortschritt wird aufgehalten, man sieht sich gehindert, mit dem Menschen an leitender Stelle, zu dem man in Beziehung steht, in Verbindung zu kommen. Das bringt Trauer. Aber in solchem Fall gilt es, beharrlich z bleiben, dann wird man von jener Persönlichkeit in mütterlicher Milde großes Glück erfahren.. Diese Glück kommt und ist wohlverdient, weil die gegenseitige Zuneigung nicht auf egoistisch-parteiischen Motiven beruht, sonder auf festen und korrekten Grundsätzen.
Line 5: Die Reue schwindet. Gewinn und Verlust nimm nicht zu Herzen. Unternehmungen bringen Heil. Alles ist fördernd.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Es ist hier eine Lage gezeichnet, da man in Fortschrittszeiten sich an maßgebender Stelle befindet und mild und zrückhaltend ist. Man könnte sich darüber Vorwürfe machen, daß man nicht energisch genug die Gunst der Zeit benutzt und alle möglichen Vorteile sich verschafft hat. Allein diese Reue schwindet. Man darf sich Verlust und Gewinn nicht zu Herzen nehmen. Das sind untergeordnete Dinge. Wichtiger ist , daß man Möglichkeiten zu erfolg- und segensreichem Wirken sich auf diese Weise gesichert hat.
Line 6: Fortschreiten mit den Hörnern darf man nur, um sein eignes Gebiet zu strafen. Bewußtsein der Gefahr bringt Heil. Kein Makel Beharrlichkeit bringt Beschämung.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Fortschreiten mit den Hörnern, d.h. angriffsweise vorgehen, soll man in solchen Zeiten, um die es sich hier handelt, nur den Fehlern der eigenen Leute gegenüber. Dabei muß man sich bewußt bleiben, daß solch angriffsweises Vorgehen immer mit Gefahr verbunden ist. Dadurch vermeidet man die Fehler, die sonst drohen, und was man beabsichtigt hat, gelingt. Dagegen wird eine Beharrliche Fortsetzung dieser allzu energischen Haltung, namentlich Fernerstehenden gegenüber. Beschämung bringen.
Die Zukunft
47. Kun - Die Bedrängnis (die Erschöpfung) Oben (vorne): Dui - das Heitere (der See) Unten (hinten): Kan - das Abgründige (das Wasser)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Oben ist der See, das Wasser darunter. Der See ist leer und erschöpft. Noch auf eine andere Weise kommt der Gedanke der Erschöpfung heraus: oben eine dunkle Linie, die zwei lichte unten hält; unten ist eine lichte Linie zwischen zwei dunkle eingeklemmt. Das obere Zeichen gehört dunklen Prinzip an während das untere dem lichten Prinzip angehört. So sind überal1 die Edlen von den Gemeinen unterdrückt und in Schranken gehalten.
Das Urteil für die Zukunft
Die Bedrängnis. Gelingen. Beharrlichkeit. Der große Mann wirkt Heil. Kein Makel. Wenn man etwas zu sagen hat, wird es nicht geglaubt.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Notzeiten sind das Gegenteil von Erfolg. Aber sie können zu Erfolg führen, wenn sie den rechten Menschen treffen. Wenn ein starker Mensch in Not kommt, so bleibt er trotz aller Gefahr heiter, und diese Heiterkeit ist die Grundlage späterer Erfolge. Sie ist die Beständigkeit, die stärker ist als das Schicksal. Wer sich durch Erschöpfung innerlich brechen läßt, der hat freilich keinen Erfolg. Aber wen die Not nur beugt, in dem erzeugt sie eine Kraft der Gegenwirkung, die sicher mit der Zeit ans Licht kommt. Doch dazu ist kein Gemeiner fähig. Nur der große Mann wirkt Heil und bleibt ohne Makel. Freilich nach außen hin ist ihm zunächst der Einfluß versagt, da seine Worte keine Wirkung haben. Darum gilt es in Zeiten der Not innerlich stark zu sein und wenig Worte zu machen.
Das Bild der Zukunft
Im See ist kein Wasser: das Bild der Erschöpfung. So setzt der Edle sein Leben daran, um seinem Willen zu folgen.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Wenn das Wasser aus dem See nach unten geflossen ist, muß der See vertrocknen und sich erschöpfen. Das ist Schicksal. Das ist das Bild widriger Schicksale im Menschenleben. In solchen Zeiten läßt sich nichts tun, als daß man sein Schicksal auf sich nimmt und sich selbst treu bleibt. Es handelt sich dabei aber um die tiefste Schicht des eigentlichen Wesens; denn nur die ist jedem äußeren Schicksal überlegen.