Deine aktuelle Situation kann beschrieben werden als "Die Stockung" und transformiert sich in "Das Empordringen".
Vor Dir liegt "der Himmel" - dieses Element transformiert sich in "die Erde". Das bedeutet, dass Kraft und Gesundheit, Aktivität und Bewegung umgewandelt wird in Empfänglichkeit, Pflege und Erhaltung. Hinter Dir liegt "die Erde" - dieses Element transformiert sich in "der Wind". Das bedeutet, dass Empfänglichkeit, Pflege und Erhaltung umgewandelt wird in Durchdringung und Geschäfte.
Die Situation
12. Pi - Die Stockung Oben (vorne): Kien - das Schöpferische (der Himmel) Unten (hinten): Kun - das Empfangende (die Erde)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Zeichen ist das gerade Gegenteil des vorigen. Der Himmel oben zieht sich immer weiter zurück, die Erde unten sinkt immer weiter in die Tiefe. Die schöpferischen Kräfte stehen außer Beziehung. Es ist die Zeit der Stockung und des Niedergangs. Das Zeichen ist dem siebenten Monat (August-September) beigeordnet, wenn das Jahr seinen Höhepunkt überschritten hat und das herbstliche Welken sich vorbereitet.
Das Urteil für die aktuelle Situation
Die Stockung. Schlechte Menschen sind nicht fördernd für die Beharrlichkeit des Edlen. Das Große geht hin, das Kleine kommt herbei.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Himmel und Erde stehen außer Verkehr, und alle Dinge erstarren. Obere und Untere stehen außer Beziehung, und auf Erden herrscht Verwirrung und Unordnung. Innen ist das Dunkle, und das Lichte ist außen. Innen ist Schwäche, außen ist Härte, innen sind die Gemeinen, und die Edlen sind außen. Die Art der Gemeinen ist im Aufsteigen, die Art der Edlen ist im Abnehmen. Aber die Edlen lassen sich in ihren Grundsätzen nicht beirren. Wenn sie die Möglichkeit des Wirkens nicht mehr haben, so bleiben sie diesen Grundsätzen doch treu und ziehen sich in die Verborgenheit zurück.
Das Bild der aktuellen Situation
Anfangs eine Sechs bedeutet: Zieht man Bandgras aus, so geht der Rasen mit. Jeder nach seiner Art. Beharrlichkeit bringt Heil und Gelingen.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Wenn gegenseitiges Mißtrauen im öffentlichen Leben herrscht infolge des Einflusses, den die Gemeinen haben, so ist eine fruchtbare Wirksamkeit unmöglich, weil die Grundlage falsch ist. Darum weiß der Edle, was er unter solchen Umständen zu tun hat. Er läßt sich nicht durch glänzende Angebote zur Teilnahme an der öffentlichen Wirksamkeit verleiten, die für ihn, da er die Gemeinheit der andern nicht mitmachen kann, doch nur gefährlich wäre. Darum verbirgt er seinen Wert und zieht sich in die Verborgenheit zurück.
Interpretation der veränderlichen Linien
Line 2: Sie tragen und dulden, das bedeutet für die Gemeinen Heil. Dem großen Mann dient die Stockung zum Gelingen.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Die Gemeinen sind bereit, in kriecherischer Weise ihren Vorgesetzten zu schmeicheln. Sie würden auch den Edlen dulden, wenn er ihnen behilflich wäre, die Verwirrung zu lösen. Das ist für sie heilbringend. Aber der große Mann trägt ruhig die Folgen der Stockung. Er mischt sich nicht in die Scharen der Gemeinen. Dort ist sein Platz nicht. Dadurch schafft er, indem er persönlich zu leiden hat, seinen Grundsätzen Erfolg.
Line 3: Sie tragen Scham.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Die Gemeinen, die auf unrechtmäßige Weise emporgekommen sind, fühlen sich der Verantwortung, die sie auf sich genommen haben, nicht gewachsen. Sie beginnen- zunächst noch, ohne es nach außen hin zu zeigen-, im stillen sich zu schämen. Das ist der Anfang der Wendung zum Besseren.
Line 4: Wer auf Befehl des Höchsten wirkt, bleibt ohne Makel. Die Gleichgesinnten genießen des Segens.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Die Zeit der Stockung naht sich dem Umschlag. Wer wieder Ordnung schaffen will, muß dazu berufen sein und das nötige Ansehen besitzen. Wer sich nach eignem Gutdünken zum Ordner aufwerfen wollte, könnte Fehler und Mißerfolge wirken. Wer aber berufen ist, dem kommen die Zeitverhältnisse entgegen, und sein Segen wird allen Gleichgesinnten zuteil.
Line 5: Die Stockung läßt nach. Dem großen Manne Heil ! »Wenn es mißlänge, wenn es mißlänge« Dadurch bindet er es an ein Bündel von Maulbeerstauden.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Die Zeit ändert sich. Der rechte Mann ist gekommen, der wieder Ordnung schaffen kann. Darum Heil ! Aber gerade in solchen Übergangszeiten ist Furcht und Zittern nötig. Nur durch die äußerste Besorgtheit, die dauernd denkt: »Wenn es mißlänge«, wird der Erfolg befestigt. Wenn eine Maulbeerstaude abgeschnitten wird, so sprossen aus der Wurzel eine Reihe von Schößlingen, die besonders fest sind. Daher ist die Festigung des Erfolges unter dem Bild des Anbindens an Maulbeerstauden symbolisiert.
Konfuzius sagt darüber: »Gefahr entsteht, wo einer sich auf seinem Platz sicher fühlt. Untergang droht, wo einer seinen Bestand zu wahren sucht. Verwirrung entsteht, wo einer alles in Ordnung hat. Darum vergißt der Edle, wenn er sicher ist, nicht der Gefahr, wenn er besteht, nicht des Untergangs, und wenn er Ordnung hat, nicht der Verwirrung. Dadurch kommt er persönlich in Sicherheit, und das Reich wird gewahrt.«
Line 6: Die Stockung hört auf Erst Stockung, dann Heil.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Die Stockung dauert nicht ewig. Allerdings hört sie nicht von selber auf, sondern es bedarf des rechten Mannes, um ihr ein Ende zu bereiten. Das ist der Unterschied des Friedens und der Stockung. Der Friede bedarf dauernder Anstrengung, um festgehalten zu werden. Sich selbst überlassen, würde er sich in Stockung und Niedergang verwandeln. Die Niedergangszeit verwandelt sich nicht von selbst in Frieden und Blüte, sondern sie bedarf der Anstrengung, um beseitigt zu werden. Hierin ist die schöpferische Stellung des Menschen gekennzeichnet, die nötig ist, damit die Welt in Ordnung kommt.
Die Zukunft
46. Schong - Das Empordringen Oben (vorne): Kun - das Empfangende (die Erde) Unten (hinten): Sun - das Sanfte (der Wind)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das untere Zeichen, Sun, hat als Bild das Holz, das obere, Kun, bedeutet die Erde. Damit ist der Gedanke verbunden, daß das Holz in der Erde emporwächst. Dieses »Empordringen« ist im Gegensatz zu dem »Fortschritt« (Nr. 35) mit Anstrengung verbunden, wie die Pflanze Kraft braucht, um durch die Erde emporzudringen. Darum steht das Zeichen, obwohl es mit Erfolg verbunden ist, in Beziehung zur Anstrengung des Willens. Der »Fortschritt« zeigt mehr Expansion, das »Empordringen« mehr geradliniges Aufsteigen zu Macht und Einfluß aus Unbekanntheit und Niedrigkeit.
Das Urteil für die Zukunft
Das Empordringen hat erhabenes Gelingen. Man muß den großen Mann sehen. Fürchte dich nicht! Aufbruch nach Süden bringt Heil.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Empordringen der tüchtigen Elemente stößt auf kein Hindernis, darum ist es von großem Erfolg begleitet. Die Art, die das Empordringen ermöglicht, ist nicht gewalttätig, sondern bescheiden und fügsam. Aber da man von der Zeiten Gunst getragen wird, kommt man voran. Man muß hingehen und die maßgebenden Leute aufsuchen. Man braucht sich davor nicht zu fürchten; denn der Erfolg wird nicht ausbleiben. Nur muß man sich an die Arbeit machen; denn Tätigkeit (dies die Bedeutung des Südens) ist von Heil.
Das Bild der Zukunft
Inmitten der Erde wächst das Holz: das Bild des Empordringens. So häuft der Edle hingebenden Wesens Kleines, um es zu Hohem und Großem zu bringen.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Holz in der Erde wächst ohne Hast und ohne Rast der Höhe zu, indem es sich fügsam um die Hindernisse herumbiegt, So ist der Edle hingebend in seinem Charakter und ruht nie in seinem Fortschritt*.
(* Vgl.: dazu: Die Beschäftigung, die nie ermattet, Die langsam schafft, doch nie zerstört, Die zu dem Bau der Ewigkeiten zwar Sandkorn nur für Sandkorn reicht, Doch von der Großen Schuld der Zeiten Minuten, Tage, Jahre streicht.")