Deine aktuelle Situation kann beschrieben werden als "Die Fülle" und transformiert sich in "Die Verfinsterung Des Lichts".
Vor Dir liegt "der Donner" - dieses Element transformiert sich in "die Erde". Das bedeutet, dass Zeugung, Wachstum und Bewegung umgewandelt wird in Empfänglichkeit, Pflege und Erhaltung. Hinter Dir liegt "das Feuer", dieses Element repräsentiert Licht und Wärme, Hingabe und Leidenschaft.
Die Situation
55. Fong - Die Fülle Oben (vorne): Dschen - das Erregende (der Donner) Unten (hinten): Li - das Haftende (das Feuer)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Dschen ist die Bewegung, Li die Flamme, deren Eigenschaft die Klarheit ist. Im Innern Klarheit, nach außen Bewegung, das gibt Größe und Fülle. Es ist eine Zeit hoher Kultur, die durch das Zeichen dargestellt wird. Allerdings liegt in dem Umstand, daß es sich um ein Höchstes handelt, auch der Gedanke schon angedeutet, daß dieser außerordentliche Zustand der Fülle sich nicht dauernd wird halten lassen.
Das Urteil für die aktuelle Situation
Die Fülle hat Gelingen. Der König erreicht sie. Sei nicht traurig; du mußt sein wie die Sonne am Mittag.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Eine Zeit höchster Größe und Fülle herbeizuführen, ist nicht jedem Sterblichen beschieden. Es muß ein geborener Herrscher über die Menschen sein, der so etwas vermag, weil sein Wille auf das Große gerichtet ist. Die Zeit einer solchen Fülle ist meist kurz. Ein Weiser könnte daher angesichts des folgenden Niedergangs wohl traurig werden. Doch ziemt sich solche Trauer nicht für ihn. Nur ein Mann, der innerlich frei von Sorge und Kummer ist, kann eine Zeit der Fülle heraufführen. Er muß sein wie die Sonne am Mittag, die alles unter dem Himmel erleuchtet und erfreut.
Das Bild der aktuellen Situation
Donner und Blitz kommen beide: das Bild der Fülle. So entscheidet der Edle die Prozesse und führt die Strafen aus.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Das Zeichen hat eine gewisse Beziehung zu dem Zeichen Das Durchbeißen, Nr. 21, wo ebenfalls Donner und Blitz beisammen sind, aber in umgekehrter Reihenfolge. Während dort die Gesetze festgelegt werden, werden sie hier ausgeführt und angewandt. Innen die Klarheit ermöglicht eine genaue Prüfung des Sachverhalts, und außen die Erschütterung sorgt für strenge und präzise Durchführung der Strafen.
Interpretation der veränderlichen Linien
Line 4: Der Vorhang ist von solcher Fülle, daß man am Mittag die Polsterne sieht. Er begegnet seinem gleichen Herrn. Heil!
Kommentar von Richard Wilhelm:
Hier ist die Finsternis schon im Abnehmen, darum findet sich das einander Entsprechende zusammen. Auch hier muß die Ergänzung gefunden werden: zur Handelsfreudigkeit die nötige Weisheit. Dann wird alles gut gehen. Es ist hier die umgekehrte Ergänzung in Betracht gezogen wie beim ersten Strich. Dort sollte die Weisheit durch Energie ergänzt werden, hier die Energie durch Weisheit.
Die Zukunft
36. Ming - Die Verfinsterung Des Lichts Oben (vorne): Kun - das Empfangende (die Erde) Unten (hinten): Li - das Haftende (das Feuer)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Die Sonne ist hier unter die Erde gesunken, daher verdunkelt. Der Name des Zeichens bedeutet eigentlich Verwundung des Hellen, daher die einzelnen Linien auch vielfach von Verwundungen reden. Die Situation ist genau die entgegengesetzte wie beim vorigen Zeichen. Dort ein weiser Mann an der Spitze, der tüchtige Gehilfen hat, mit denen er gemeinsam voranschreitet; hier ein finsterer Mann an maßgebender Stelle, durch den der Tüchtige und Weise geschädigt wird.
Das Urteil für die Zukunft
Die Verfinsterung des Lichts. Fördernd ist es, in der Not beharrlich zu sein.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Man darf sich auch von ungünstigen Verhältnissen nicht wehrlos mitreißen, nicht in seiner inneren Willenshaltung beugen lassen. Dies ist möglich, wenn man innerlich licht ist und nach außen hin nachgiebig und fügsam. Durch diese Haltung läßt sich auch die größte Not überwinden. Man muß freilich unter Umständen sein Licht verbergen, um trotz Schwierigkeiten in der unmittelbaren Umgebung seinen Willen durchhalten zu können. Die Beharrlichkeit muß im innersten Bewußtsein leben und darf nach außen nicht hervortreten. Nur so kann man unter Schwierigkeiten seinen Willen wahren.
Das Bild der Zukunft
Das Licht ist in die Erde hineingesunken: das Bild der Verfinsterung des Lichts. So lebt der Edle mit der großen Menge: er verhüllt seinen Schein und bleibt doch hell.
Kommentar von Richard Wilhelm:
In Zeiten der Finsternis gilt es vorsichtig und zurückhaltend zu sein. Nicht durch rücksichtsloses Auftreten soll man sich nutzlos übermächtige Feindschaft zuziehen. Man soll in solchen Zeiten die Gewohnheiten der Menschen zwar nicht mitmachen, aber de auch nicht kritisch ans Licht ziehen. Im Verkehr muß man in solchen Zeiten nicht alles wissen wollen. Man muß manches auf sich beruhen lassen, ohne sich darum betören zu lassen.