Deine aktuelle Situation kann beschrieben werden als "Das Heitere, Der See" und transformiert sich in "Die Beschränkung".
Vor Dir liegt "der See" - dieses Element transformiert sich in "das Wasser". Das bedeutet, dass Heiterkeit, Freude und Anziehungskraft umgewandelt wird in Gefahr, das Unbekannte, eingestellte Aktivität. Hinter Dir liegt "der See", dieses Element repräsentiert Heiterkeit, Freude und Anziehungskraft.
Die Situation
58. Dui - Das Heitere, Der See Oben (vorne): Dui - das Heitere (der See) Unten (hinten): Dui - das Heitere (der See)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Dui ist wie Sun eines der acht Doppelzeichen. Dui bedeutet die jüngste Tochter, hat als Bild den lächelnden See, als Eigenschaft die Freude. Die Freude beruht nicht, wie es wohl scheinen könnte, auf der Weichheit, die sich in der oberen Linie zeigt. Die Eigenschaft des weichen bzw. dunklen Prinzips ist nicht Freude, sondern Schwermut. Vielmehr beruht die Freude darauf, daß innen zwei starke Striche sind, die sich äußern durch das Mittel der Weichheit.
Wahre Freude beruht also darauf, daß im Innern Festigkeit und Stärke vorhanden sind, die nach außen hin weich und milde auftreten.
Das Urteil für die aktuelle Situation
Das Heitere. Gelingen. Günstig ist Beharrlichkeit.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Die fröhliche Stimmung wirkt ansteckend, darum hat sie Erfolg. Aber die Freude bedarf als Grundlage der Beständigkeit, damit sie nicht zu unbeherrschter Lustigkeit ausartet. Wahrheit und Starke müssen im Herzen wohnen, während die Milde nach außen im Verkehr zutage tritt. Auf diese Weise nimmt man Gott und den Menschen gegenüber die rechte Stellung ein und erreicht etwas. Durch bloßes Einschüchtern ohne Milde laßt sich unter Umständen für den Augenblick etwas erreichen, aber nicht für die Dauer. Wenn man dagegen durch Freundlichkeit die Herzen der Menschen gewinnt, so bewirkt man, daß sie alle Beschwerden gern auf sich nehmen, ja wenn es sein muß, selbst den Tod nicht scheuen. So groß ist die Macht der Freude über die Menschen.
Das Bild der aktuellen Situation
Aufeinander beruhende Seen: das Bild des Heiteren. So tut sich der Edle mit seinen Freunden zusammen zur Besprechung und Einübung.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Ein See verdunstet nach oben und erschöpft sich dadurch al1mahlich. Wenn aber zwei Seen miteinander in Verbindung sind, so erschöpfen sie sich nicht so leicht, weil einer den andern bereichert. So ist es auch auf wissenschaftlichem Gebiet. Die Wissenschaft soll eine erfrischende und belebende Kraft sein. Das kann sie nur werden im belebenden Verkehr mit gleichgesinnten Freunden, mit denen man sich bespricht und übt in der Anwendung der Lebenswahrheiten. So wird das Wissen vielseitig und bekommt eine heitere Leichtigkeit, wahrend das Wissen der Autodidakten immer etwas Schweres und Einseitiges behalt.
Interpretation der veränderlichen Linien
Line 4: Überlegte Heiterkeit ist nicht beruhigt. Nach Abtun der Fehler hat man Freude.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Oft befindet sich der Mensch mitten inne zwischen verschiedenen Arten der Freude. Solange man noch nicht entschieden ist, welche Art der Freude man wählen will, die höhere oder die niedere, solange befindet man sich innerlich in Unruhe. Erst wenn man klar erkannt hat, daß die Leidenschaft Leiden bringt, vermag man sich so zu entscheiden, daß man das Niedere von sich abtut und die höheren Freuden erstrebt. Ist diese Entscheidung besiegelt, so hat man die wahre innere Heiterkeit und Ruhe gefunden, und der innere Widerstreit ist überwunden.
Die Zukunft
60. Dsie - Die Beschränkung Oben (vorne): Kan - das Abgründige (das Wasser) Unten (hinten): Dui - das Heitere (der See)
Kommentar von Richard Wilhelm:
Der See hat einen beschränkten Raum. Wenn mehr Wasser hineinkommt, so fließt er über. Darum muß man ihm Schranken setzen. Es sind im Bild die Wasser unten und die Wasser oben, zwischen denen die Feste des Himmels als Schranke ist.
Das chinesische Wort für Beschränkung bedeutet eigentlich die festen Glieder, durch die die Bambusstengel eingeteilt sind. Im gewöhnlichen Leben ist damit gemeint die Sparsamkeit, die feste Schranken für ihre Ausgaben hat. Im moralischen Leben sind es die festen Schranken, die sich der Edle steckt für seine Handlungen, die Schranken der Treue und der Uneigennützigkeit.
Das Urteil für die Zukunft
Beschränkung. Gelingen. Bittere Beschränkung darf man nicht beharrlich üben.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Schranken sind bemühend. Aber sie richten etwas aus. Durch Sparsamkeit im gewöhnlichen Leben ist man gerüstet auf Zeiten der Not. Durch Zurückhalten erspart man sich Beschämung. Aber ebenso sind Schranken in der Ordnung der Weltverhältnisse unentbehrlich. Die Natur hat feste Schranken für Sommer und Winter, Tag und Nacht, und durch diese Schranken erhält das Jahr seine Bedeutung. So dient die Sparsamkeit dazu, daß durch feste Schranken in den Ausgaben die Güter erhalten bleiben und die Menschen nicht geschädigt werden.
Nur ist auch in der Beschränkung Maßhalten nötig. Wollte man seiner eigenen Natur allzu bittere Schranken auferlegen, so würde sie darunter leiden. Wollte man die Beschränkung der anderen zu weit treiben, so würden sie sich empören. Darum sind auch in der Beschränkung Schranken nötig.
Das Bild der Zukunft
Oberhalb des Sees ist Wasser: das Bild der Beschränkung So schaut der Edle Zahl und Maß und untersucht, was Tugend und rechter Wandel ist.
Kommentar von Richard Wilhelm:
Der See ist etwas Endliches; das Wasser ist unerschöpflich. Der See kann nur ein bestimmtes Maß des unendlichen Wassers fassen. Darin besteht seine Eigenart. Durch Sonderung und Aufrichtung von Schranken gewinnt auch im Leben das Individuum seine Bedeutung. Hier handelt es sich nun darum diese Sonderungen, die sozusagen das Rückgrat der Moral sind, ganz klar festzusetzen. Unbeschränkte Möglichkeiten sind nichts, was für den Menschen geeignet ist. Dadurch würde sein Leben nur zerfließen im Grenzenlosen. Um stark zu werden, bedarf es der freien Schrankensetzung der Pflicht. Nur indem der einzelne sich mit diesen Schranken umgibt und frei für sich das Gebot der Pflicht festsetzt, gewinnt er die Bedeutung a1s freier Gast.